Interview mit Philippe Vangeel, Generalsekretär des europäischen E-Mobility Verbands (AVERE) über den europäischen Markt für E-Mobilität
Herr Vangeel, in welchen europäischen Regionen entwickelt sich der Markt für E-Mobilität derzeit besonders schnell?
Der größte Markt für Elektrofahrzeuge ist, wie sollte es anders sein, in Norwegen zu finden. Durch die dort getroffenen politischen Maßnahmen fällt einem die Wahl zum Kauf eines Elektroautos nicht schwer. Aber auch in anderen Ländern sehen wir eine deutliche Umsatzsteigerung in städtischen Gebieten und insbesondere in den Städten, in denen Umweltzonen eingeführt wurden, wie zum Beispiel in Amsterdam.
Gibt es besondere Gründe dafür, warum diese Regionen in dem Bereich führend sind?
In diesen Gebieten, seien es Länder, Städte oder Regionen, wurde ein starkes politisches Signal gesetzt. Sie zeigen ein echtes Engagement für emissionsfreie Verkehrslösungen. Mit diesem Engagement für einen langfristigen Ansatz wird bei den Kunden Vertrauen geschaffen. Dadurch denken sie auch anders über die Wahl ihres Verkehrsmittels nach. Ein weiteres Beispiel dafür, wie die politische Entscheidungsfindung auf diesem Gebiet die Verbreitung von Elektrofahrzeugen fördert, ist das Vorhaben unterschiedlicher europäischer Städte, Verbrennungsmotoren vollständig zu verbieten.
Was sind Ihrer Meinung nach die größten Hindernisse, die der E-Mobilität in Europa im Wege stehen?
Unserer Meinung nach steht dem Ausbau der E-Mobilität nichts mehr wirklich im Wege. Sowohl Umsatz als auch Nachfrage steigen jedes Jahr – der Markt dafür ist also eindeutig vorhanden. Die Branche ist nun dazu in der Lage, innerhalb kürzester Zeit darauf zu reagieren, indem viele neue Modelle für den Verkauf angeboten werden. In vielen Gebieten steht bereits jetzt ein gut ausgebautes Ladenetz zur Verfügung. Die Politik setzt sich mehr denn je für eine klimafreundliche Agenda ein, wie der von der Europäischen Kommission vorgeschlagene „New Green Deal“ für Europa zeigt. Das Zusammenspiel dieser Faktoren schafft die besten Rahmenbedingungen für E-Mobilität, die wir bisher gesehen haben.
Wie können noch bestehende Hindernisse überwunden werden?
Ich denke, die wichtigsten Bereiche, in denen wir mehr Anstrengungen benötigen, sind die Verbesserung des Wissensausbaus entlang der Wertschöpfungskette der Hersteller von Mobilitätslösungen und die Sensibilisierung der Verbraucher für die Vorteile eines eigenen Elektrofahrzeugs.
Ein Problem, das während der Debatte zu Elektrofahrzeugen in Deutschland immer wieder aufkommt, ist die Frage bezüglich der Rohstoffe. Wie würden Sie diese Debatte beurteilen?
Die Welt verändert sich und neue, nachhaltige Mobilitätslösungen sind unentbehrlich geworden. Europa muss eine kontinuierliche Versorgung mit nachhaltigen Rohstoffen sicherstellen, um sich als wettbewerbsfähiger Akteur auf dem Mobilitätsmarkt zu behaupten.
E-Mobilität ist nur dann sinnvoll, wenn Fahrzeuge mit Ökostrom betrieben werden. Welche neuen Geschäftsmodelle werden sich daraus Ihrer Meinung nach für Unternehmen ergeben?
E-Mobilität alleine ist nicht die Lösung aller Probleme, wir brauchen verschiedene Ansätze. Die Energieversorgung sollte unter Verwendung von erneuerbaren Energien sichergestellt werden. Hierbei ist Europa glücklicherweise auf dem richtigen Weg, da jedes Jahr mehr Energie aus nachhaltigen Ressourcen gewonnen wird. Smart Charging und Verkehrsvernetzung (V2X) sind in diesem Zusammenhang nicht nur bestehende Lösungen, sondern auch die zukünftigen Geschäftsmodelle.
Welche Bedeutung schreiben Sie der Fachmesse Power2Drive bei der Umstrukturierung des Verkehrssektors zu?
Die Fachmesse Power2Drive bietet Unternehmen aus dem Energie- und Mobilitätssektor eine großartige Möglichkeit, sich zu treffen und Synergien zu verstärken. In diesem Bereich sind sowohl der Austausch als auch neue Impulse dringend notwendig und der Schlüssel zum Erfolg in dem sich entwickelnden Markt.